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Von: Daniel Knabl
Veröffentlicht am: 18.4.2024

Probleme sind die Symptome – Teil eines Ganzen 1

Probleme sind die Symptome. Konflikte, Krankenstände, Fluktuation und sinkende Motivation sind der Albtraum jedes Personalverantwortlichen.

Konflikte, Krankenstände, Fluktuation und sinkende Motivation in der Belegschaft – all diese Symptome sind der Albtraum eines jeden Personalverantwortlichen. Denn sie alle kosten sehr viel Geld. Und allzu oft nutzen Berater:innen ungeeignete Mittel, um diesen Missständen zu begegnen.

Probleme sind die Symptome, nicht die Ursachen

Möchte ich als Führungskraft diese Kostenfalle minimieren, dann lohnt es sich, die Symptome aus systemischer Sicht zu beleuchten und so die wahren Ursachen zu erkennen und zu beheben. Wenn eine Führungskraft an mich für ein Coaching herantritt, dann klingt ihr Anliegen meist so: „Ich habe schon versucht, eine effizientere Organisation aufzubauen, aber es hat bisher nicht funktioniert. Immer wieder gibt es Konflikte zwischen den Mitarbeitern.“ Oder: „Mein neuer Abteilungsleiter schafft es nicht, die Abteilung nach meinen Wünschen zu führen. Egal, wie viel ich ihm unter die Arme greife, die Mitarbeiter scheinen ihn nicht zu akzeptieren.“

Probleme sind die Symptome, nicht die Ursachen - dies wird häufig verwechselt

Natürlich könnte ich in so einem Fall eine traditionelle Beraterfunktion einnehmen und mit der Führungskraft ein Organigramm, Verhaltensregeln, Prozessmodelle, Kommunikationsschulungen etc. planen und für das Unternehmen umsetzen. Wenn ich aber genau hinhöre, dann ist das nicht der Wunsch; es geht vielmehr um eine Optimierung der Organisation in ihrer Essenz. Der Leidensdruck, den die Führungskraft verspürt, kann nicht durch Denkweisen der Ebene gelöst werden, auf der er entstanden ist.

Paradigmenwechsel – Vom ganzheitlichen Denken hin zum Denken in Ebenen

In so gut wie jedem Fall ist das der Zeitpunkt, an dem ich ein bisschen ausholen muss und meinem Klienten das systemische Modell grundlegend erkläre, nach dem ich arbeite. Das Open System Model® von Kambiz Poostchi ist ein kompaktes Modell systemischer Leitprinzipien, welches sich auf das Denken in Ebenen fokussiert. Die Führungskraft reagiert in nahezu jedem Fall so: „Ja, das verstehe ich und ich bin der Meinung, dass wir das bereits so leben.“ Während ich das Modell am Flipchart illustriere, frage ich einige Details ab, welche schnell offenbaren, ob ein Unternehmen tatsächlich nach diesem Modell agiert. Die wenig überraschende Antwort: so gut wie nie – beziehungsweise gar nicht.

Systemisches Denken am Beispiel des Open System Model®

Denken in Ebenen bedeutet: keine Funktion ohne Bedarf. Was so einfach und einleuchtend klingt, ist in der Praxis oft nicht der Fall. Wenn wir ehrlich sind, dann stellen wir schnell fest, dass nur allzu oft eine Funktion für einen Mitarbeiter geschaffen wird, die dem System nicht dient und mitunter sogar parasitär agiert. Eine Stabsstelle für einen Günstling, ein Versorgungsposten für einen verdienstvollen Mitarbeiter für die Jahre vor dem Ruhestand, eine Abteilung als Spielfeld für ein Mitglied der Inhaberfamilie…

Die erschütternde Erkenntnis für die Führungskraft ist in gewisser Weise vorhersehbar – sie müsste mit dem Rotstift ans Organigramm gehen und ehrliche Korrekturen vornehmen. Und diese sind auf den ersten Blick schmerzhaft. Damit dieser Schritt jedoch gelingen kann, begleite ich die Führungskraft im Rahmen eines Prozesses hin zu einem Bewusstsein für die Komplexität offener Systeme und ich gebe ihr die Werkzeuge an die Hand, um mit dieser Komplexität angemessen umzugehen.


Teil 2 – Bewusstseinsbildung beim Klienten